Im Kreis tanzende Swazikrieger
Ernst Stadelmann, Im Kreis tanzende Swazikrieger, 1961 Öl auf Leinwand,
73 x 99 cm,
Sammlung Joseph Hierling
Das Bild entstand während des fast 10-jährigen Aufenthalts von Ernst Stadelmann in Südafrika (1952-1961). Es gab in Kapstadt eine rege Kunstszene, in die sich Stadelmann einfügte und ein Atelier eröffnete.
Die Jahre in Südafrika waren eine Zeit des stilistischen Neuanfangs, in der er zu einer locker malerischen Technik übergeht; allmählich werden die Konturen, die bisher seine Gegenstände einschlossen, aufgebrochen, und die farblichen Übergänge gewinnen an Bedeutung. Diese Wandlung umfasst sowohl seine Figurendarstellungen als auch seine Landschaften.
Stadelmann hatte das Privileg, einen Einblick in die ursprüngliche Welt der kriegerischen Stämme in Swaziland zu erleben und an einer Zeremonie teilnehmen zu dürfen. Als einer der wenigen Gäste wohnte er dem jährlichen Zusammentreffen der Stammesfürsten vor ihrem König bei. Auf dieses ihn offenbar sehr beeindruckende Erlebnis antwortete er mit einer Bildserie, in der er zu ganz neuen gestalterischen Möglichkeiten fand. Hatte er schon in der ersten Zeit nach seiner Ankunft seine statisch ausgewogenen Kompositionen zugunsten einer malerisch bewegten Sprache aufgegeben, so gab ihm das Erlebnis der wilden Zeremonie der Swazikrieger eine wiederum ganz neue Bildsprache ein.
Konturen, Flächen und Volumina sind aufgelöst, die Tanzenden skizzenartig mit einem grafischen Netz überzogen. So wird eine Schnelligkeit der Bewegung suggeriert, die in die Extase führt und zum Bewusstsein der Auflösung einer körperhaften Individualität.
Mit der Zeit in Südafrika findet Ernst Stadelmann, der bisher mit der italienischen Kunst und der französischen Malerei so innig verbunden war, im Alter von 60 Jahren zu ganz neuen, expressiven Mitteln und seiner ganz eigenen Abstraktionsidee.
Die Beschreibungen sind der Monografie über Ernst Stadelmann von Frau Dr. Ingrid von der Dollen entnommen und können dort vertieft werden.