Künstler Profil
Ernst
Stadelmann
Ernst Stadelmann (1894 – 1972) war ein international tätiger Künstler, dessen Werk sich einer strengen Zuordnung widersetzt. Seine künstlerische Entwicklung ist geprägt von dem Stilpluralismus der Moderne und der anschließenden Verflechtung verschiedener stilistischer Merkmale zu neuen kombinatorischen Sonderformen der Postmoderne, zu denen unter anderem der Expressive Realismus gezählt werden kann. Als Angehöriger der sogenannten verschollenen Generation musste er durch die beiden Weltkriege nicht nur hohe quantitative Verluste innerhalb seines Œuvres verkraften, sondern verschwand nach 1945 allmählich aus der öffentlichen deutschen Wahrnehmung.
Der Maler, der in München geboren wurde und dort auch seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste absolvierte, reiste ab 1923 durch die USA sowie im europäischen Raum. 1927 Jahre zog er nach Rom, dann nach Malcesine an den Gardasee, kehrte aber immer wieder für Besuche nach Deutschland zurück. Zehn Jahre später bezog er ein zusätzliches Atelier in Paris. Trotz einer schweren Verletzung im Ersten Weltkrieg, die Zeit seines Lebens nie vollends verheilte, wurde er im Laufe des Zweiten Weltkriegs aus seinem damaligen Lebensmittelpunkt in Italien erneut zum Kriegsdienst eingezogen.
Künstlerisch ist Stadelmanns Hauptwerk vor, während und im direkten Anschluss an die Kriegsjahre geprägt von einem Rückzug in Darstellungen privater, unpolitischer Momentaufnahmen. Diese Flucht in die Schönheit vollzieht der Künstler überwiegend durch Gemälde in den Genres Stillleben und Landschaftsmalerei. Personendarstellungen sind in Stadelmanns Werk kaum bekannt. Ihre indirekte Anwesenheit drückt sich vielmehr durch das Vorhandensein von durch Menschenhand Geschaffenem aus, wie beispielsweise Vasen und Gebäuden.
Die Werke sind dem Naturalismus nah verbunden. Ihnen fehlt es dennoch nicht an einer individuellen Handschrift. Mit harmonischer Komposition und sicherem Pinselstrich kreierte er seine Werke.
Kurz nach dem Kriegsende emigrierte Stadelmann nach Südafrika, wo seine Künstlerkarriere neuen Aufschwung nahm. Nach dem Umzug änderte sich die Malweise Stadelmanns nachhaltig. Die neue Umgebung, reich an intensiven Farben, Gerüchen und neuartigen Bräuchen, faszinierte den Maler und inspirierte ihn zu einer Reihe Porträts und Landschaftsdarstellungen, ohne auf die afrikanische Bevölkerung als exotische Attraktion herabzuschauen. Seine Art zu Malen wird in dieser Schaffensphase freier, expressiver, abstrakter. Einige Bilder lehnen sich an die Stilrichtung des Kubismus an.
Seinen Lebensabend verbrachte Stadelmann ab 1961 zwischen Rom, Malcesine und München. Seine Werke, die erneut vorrangig aus Stillleben und Landschaften bestehen, verlieren die in Südafrika gelernte Leichtigkeit nicht.
Stadelmann pflegte Freundschaften zu anderen Künstlern, wie beispielsweise Karl Hofer und stand ebenfalls in einem inspirierenden Austausch mit Max Pfeiffer Watenpuhl. Seine Werke zeugen von einer Auseinandersetzung mit Künstlern wie Jean Siméon Chardin, Picasso oder Henri Matisse.
Ernst Stadelmann (1894-1972)
– Wanderer zwischen den Welten –
1894 Ernst Philipp Stadelmann wird am 10. März 1894 in München als Sohn eines Kaufmanns geboren.
1914 Einsatz im 1. Weltkrieg (Westfront) mit anschließender längerer Erkrankung. Die Gesundheit ist auf Lebenszeit beeinträchtigt.
1918 Beginn Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Angelo Jank in München.
ab 1923 Zahlreiche Reisen/Aufenthalte nach Amerika und Europa, u.a. Dresden, Prag, Wien, Rom, Neapel, Berlin, Paris, London.
1930 Umzug nach Malcesine am Gardasee.
Tod der ersten Frau.
Begegnung und Beginn der Freundschaft mit dem Maler Karl Hofer. In den folgenden Jahren Besuche von Max Unold, Julius Hess, Bill Nagel, Rolf von Hörschelmann und anderen, später auch von Max Peiffer-Watenphul.
1932 Heirat mit Maya Seyssell d`Aix (verstorben 1936).
1937 Bezug eines Ateliers in Paris während der Wintermonate.
1939-40 Reisen nach Amerika, Ausstellung von 25 Gemälden im Museum in Burlington (Vermont).
1940 Heirat mit Vera Mädler.
1943 2. Weltkrieg Einzug als Offizier.
Geburt der Tochter Claudia.
1945-49 Plünderungen und Beschlagnahme des Besitzes in Malcesine – wenigstens 50 Gemälde werden gestohlen und zerstört, ebenso wichtige Dokumente, Fotos und Arbeitsnotizen.
1952 Umzug nach Südafrika mit Eröffnung eines Ateliers und Ausstellung.
1956-60 Zahlreiche Reisen nach Europa.
1962 Rückkehr nach Europa mit Umzug nach Rom.
ab 1964 Mehrere Klinikaufenthalte mit Operationen in Deutschland, dazwischen Reisen unter erschwerten Bedingungen.
1972 Am 1. September stirbt Ernst Stadelmann in Rom, Beisetzung in München.
Artwork