LEIPZIG-LIEST im MÄDLER ART FORUM mit drei Veranstaltungen!

LEIPZIG-LIEST im MÄDLER ART FORUM 

Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Bitte melden Sie sich mit unserem Anmeldeformular an.

 

Donnerstag, 27.04.2023 16:00 – 17:30 Uhr
Atelier Leipzig

Publikation, entstanden innerhalb eines Seminars mit Masterstudierenden der Kunstgeschichte Leipzig, herausgegeben von Prof. Frank Zöllner
Lesung und Podiumsdiskussion

Im Mittelpunkt steht das Atelier als Arbeits- und Rückzugsraum von Leipziger Künstlerinnen und Künstlern, z. B. von Annette Schröter, Katrin Brause, Matthias Weischer und Hartwig Ebersbach. Warum hat Leipzig so viele Ateliers? Eine Antwort auf diese Frage gibt die demografische, ökonomische und urbanistische Entwicklung der Stadt. Nicht nur der bis zur letzten Jahrtausendwende anhaltende Bevölkerungsschwund, sondern auch die Deindustrialisierung und die Schrumpfungsprozesse der 1990er Jahre haben in Leipzig zu zahlreichen Immobilienleerständen geführt.

Für viele Gebäude schien es oft nur zwei Optionen zu geben: Abriss oder Umnutzung. Dort, wo nicht abgerissen wurde, sind immer wieder auch Ateliers entstanden, beispielweise in der Baumwollspinnerei, der Alten Handelsschule oder in den Pittlerwerken. Die Stadt, die auch zuvor schon eine lebendige Kunstszene besaß, wurde somit zu einem der wichtigsten Atelierstandorte in Deutschland. Hier gibt es Gespräche über Kunst, Austausch von Ideen, hier werden Interviews gegeben und Filme gedreht, hier wird gemeinsam gespeist und gefeiert. Natürlich nicht immer und ständig, irgendwann ruft die Arbeit.

Veranstalter: Universität Leipzig/Unibund

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Freitag 28.04.2023, 19.30 – 20.45 Uhr
Weißwasser von Kateřina Tučková

Gespräch und Lesung mit der Autorin
Moderation: Martin Krafl
Übersetzerin: Iris Milde
Deutsche Stimme: Steffi Böttger

Ein halb verfallenes barockes Kloster mit dem sozialistischen Machtapparat Frauenorden (1950-1989).

Der mit dem Staatspreis für Literatur der Tschechischen Republik ausgezeichnete Roman „Bílá voda“ (Weißwasser) von Kateřina Tučková (Host Verlag, CZ; 2022) Bílá voda – ein halb verfallenes barockes Kloster direkt an der polnischen Grenze, in einem der entlegensten Winkel Tschechiens. Dort internierte der sozialistische Machtapparat von 1950 bis 1989 Frauenorden aus der ganzen Republik, während deren Heimatklöster aufgelöst wurden. Zeitweise lebten bis zu 400 Nonnen gleichzeitig in diesem „Wartesaal des Himmels“. Verachtet von der sozialistischen Gesellschaft mussten die Ordensfrauen Zwangsarbeit verrichten, unter widrigsten Bedingungen, von vermeintlichen Helfern bespitzelt. Ziel war, das Christentum im Land auszurotten. Statt sich dem Druck zu beugen, verteidigten die Frauen ihren Glauben nur noch fester, rückten als Gemeinschaft im Geiste zusammen und schafften es, auch in größter Not und unter schlimmsten Repressalien den Grundsatz der Nächstenliebe zu verfolgen. Zehn Jahre hat die Schriftstellerin Kateřina Tučková in Archiven recherchiert und unzählige Originaldokumente gesichtet, die zum Teil unverändert in den Roman eingeflossen sind. „Bílá voda“ ist nicht nur die Geschichte einer für die sozialistischen Staaten beispiellosen Säuberung, sondern auch der jungen Ordensfrau Evarista, die zur katholischen Priesterin geweiht wurde und als solche praktizierte, bis sie der Papst nach der Samtenen Revolution exkommunizierte. Kateřina Tučková zählt zu den populärsten und auflagenstärksten Autorinnen und Autoren in Tschechien. Auch international große Aufmerksamkeit erhielt sie für ihren Roman „Gerta. Das deutsche Mädchen“, in dem sie den Brünner Todesmarsch von 1945 aus Sicht einer jungen deutsch-tschechischen Frau schilderte, die aus der Stadt vertrieben wird. Bereits auf Deutsch erschienen: Das Vermächtnis der Göttinnen, übersetzt von Eva Profousová, DVA 2015; Gerta. Das deutsche Mädchen, übersetzt von Iris Milde, KLAK Verlag 2019. Kateřina Tučková (*1980 in Brno) ist Prosaautorin und Kunsthistorikerin. An der Masaryk-Universität in Brno studierte sie Bohemistik und Kunstgeschichte. In ihren Romanen erzählt sie fiktive Geschichten, die von realen Fakten inspiriert sind, welche die Autorin akribisch recherchiert.

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Veranstalter am Freitag: Kulturministerium der Tschechischen Republik, Mährische Landesbibliothek, Tschechisches Literaturzentrum, Host Verlag, Balaena Verlag

Foto: Vojtěch Vlk

Freitag, 28.4.2023, 20.45 – 22.00 Uhr
Zuzanas Atem von Jakuba Katalpa

Gespräch und Lesung mit der Autorin
Moderatorin, Übersetzerin: Katrin Janka
Deutsche Stimme: Steffi Böttger

Was alles hält einen Menschen am Leben…

Zuzanas Atem (Host, CZ; 2020), übersetzt von Kathrin Janka (Balaena Verlag, DE; 2022) Sie sind drei Spielkameraden – Zuzana, die einzige Tochter des jüdischen Zuckerfabrikanten Liebeskind und die Söhne seiner Angestellten, Jan und Hanuš. Die gemeinsamen Jahre der Kindheit scheinen ein einziges Idyll. Doch man schreibt die 1920er Jahre in Mitteleuropa und es mehren sich die Vorzeichen der heraufziehenden nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Aus Unzertrennlichkeit wird Unvereinbarkeit, das Erwachsenwerden, die erste Verliebtheit und der Zweite Weltkrieg verändern das Verhältnis der drei Freunde für immer. Jeder von ihnen wird auf seine ganz eigene Weise durch die Schrecken dieser Jahre gehen und trotzdem bleiben sie ihr Leben lang auf tragische Weise verbunden. Zuzana trifft es am härtesten, der Weg ihrer Familie in den Holocaust ist vorgezeichnet. Das Grauen von Auschwitz wird ihr buchstäblich in den Körper eingeschrieben werden. Nach ihrer Rückkehr wird nichts mehr wie vorher sein. Mit fast chirurgischer Präzision beschreibt Jakuba Katalpa in rauer, nüchterner Sprache das sinnlich Wahrnehmbare in jeder Situation. Sie bleibt scheinbar bewusst an der Oberfläche und beobachtet, wie es Zuzana gelingt, einfach immer weiterzumachen und das Schreckliche zu überleben. Die Autorin hinterfragt nicht, erklärt nicht, urteilt nicht, sondern lässt viel Raum für eigene Gedanken der Lesenden. Und gerade weil sie zu ihren Figuren auf Distanz geht, entsteht eine Eindringlichkeit, die noch lange nachwirkt. Jakuba Katalpa, eigentlich Tereza Jandová, geboren 1979 in Pilsen, studierte Bohemistik, Medienwissenschaften und Psychologie in Prag und Hradec Králové. Bereits ihre ersten beiden Prosaveröffentlichungen 2006 und 2008 erregten Aufsehen bei der tschechischen Kritik, was ihr Nominierungen für renommierte Literaturpreise einbrachte. In ihrem dritten Werk „Die Deutschen“ wagte sich die Autorin an ein Thema, das in Tschechien lange Zeit tabu war: die Vertreibung der deutschen Minderheit nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Neben Radka Denemarková und Kateřina Tučková gehört Jakuba Katalpa zu den tschechischen Autorinnen, die sich mit der schmerzvollen deutsch-tschechischen Geschichte literarisch auseinandersetzen. Der Roman „Die Deutschen“ wurde mit dem Josef Škvorecký Preis sowie als „Tschechisches Buch 2013“ ausgezeichnet und in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Die deutsche Fassung erschien 2015 bei BALAENA und wurde mit einer Nominierung für die Hotlist 2016 (Die besten Bücher aus unabhängigen Verlagen) und dem Hamburger Übersetzerpreis für Doris Kouba belohnt. Mit ihrem fünften Buch „Zuzanas Atem“ kehrt Katalpa in die gewaltvolle Epoche des 20. Jahrhunderts zurück und wählt dieses Mal die Perspektive einer jungen jüdischen Frau aus reichem Hause. Die Autorin betrachtet die Historie als eine unerschöpfliche Quelle individueller menschlicher Geschichten, die unbedingt gehört und erzählt werden sollten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Jakuba Katalpa lebt mit ihrer Familie in Westböhmen am Rande des ehemaligen Sudetengebietes, aus dem sie auch häufig die Inspiration für ihre Arbeit schöpft.

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Foto: Jan Koubek

Danke

an alle Besucherinnen und Besucher für diese erfolgreiche Premiere von „Leipzig-liest“ im MÄDLER ART FORUM! Es gab so viel Andrang bei allen Veranstaltungen, dass Auerbachs Keller mit Stühlen aushelfen musste!

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